Hallo R.,
Zitat:
eine Diskussion habe ich noch nie abgewürgt
.
und du tust es natürlich im nächsten Satz:
Zitat:
Ich werde da auch nicht viel weiter erzählen, sondern im Sinne des Themas nach einem halben Jahr, also bald, die Erfahrungen zusammen fassen.
Ob es mich jetzt besonders anspornt zu antworten, wenn der Threadersteller ohnehin durchblicken lässt, dass eine Diskussion sich dann zäh dahin schleppt oder schlicht und einfach gar nicht stattfindet, nuja.... es ist Sommer, herrliches Wetter und wir sind nicht mehr die Jüngsten. So wichtig ist das Internet nicht. Ich sehe das genauso.
Ich bin denoch so frei und antworte auf den Rest deines Postings:
Zitat:
Das Thema Tierschutzhunde ist sehr interessant. Ich persönlich halte nach wie vor nichts von den Tierschutzimporten aus Rumänien oder Spanien. Noch gehört das Aufhängen der Galgos nach der Jagdsaison in Spanien nicht zu den immateriellen Kultererben der Menschheit. In der EU sollte es auch einen Tierschutzstandard geben, sollte man meinen.
Wirklich interessant finde ich das Thema "Tierschutz" solange nicht, so lang es halbseiden behandelt wird. Tierschutzimporte sind meiner Meinung nach (ich hatte das ja in der vorigen Antwort schon durchklingen lassen) vor allem eine monetäre Reaktion auf die Bedürfnissbefriedigung unserer Halter. Er (oder Sie) will "Gutes" tun, eine "Fellnase" aus schlechten Verhältnissen heraus holen. Mit diesem frisch erworbenen Fellkind wird dann an der Schleppleine der erste Hundespaziergang durchgeführt. Vorbei an Kälberboxen, die gerade mal so gross sind, dass das todgeweihte Kälbchen aufrecht stehen kann. Vorbei am Pferdestall, wo die aufgekauften Schlachtpferde dummen Reitanfängern als "Schulungsmaterial" dienen müssen und zum Abschluss des Tages gibt es BARF vom lebendig, da zu kurzfristig betäubtem ausgebluteten Schlachtrind. Dazu ein paar Möhrchen und Gemüse. Hach was sind wir nett zu Tieren!
Natürlich ist das Aufhängen der Galgos in Spanien nicht schön. Genauso wenig wie das Abstechen der Stiere in deren Arenen. Auch das Schächten von Tieren ist nicht schön. Unsere Bundesregierung findet's okay. Genauso wenig schön ist das Waidwerk unserer heimischen Jäger, die im Winter das Wild anfüttern um im Sommer dann das "Produkt" an heimische Gaststätten zu verkaufen (meist vorbei an der Steuererklärung des eigentlichen landwirtschaftlichen Betriebes...) Die "fehlschüssigen" Tiere, Rehe z.B. denen nur das Gesicht weggeschossen wurde, die aber immer noch flüchten können, werden dann in der Nachsuche zu Tode gejetzt. Dann haben sie Glück. Meist verenden sie aber ohne gefunden zu werden.
Tierschutz? Wäre ein weites Feld....
Zitat:
Andererseits habe ich bei Begegnungen mit solchen Hunden im Grunde sehr gute Erfahrungen gemacht. Soziales Hundeverhalten ist ihnen geläufig.
Unsere Danny saß aber nun schon zwei Jahre in Deutschland im Tierheim. Sie wurde ausgeführt und durfte vor allem an Besuchstagen im Büro sitzen. Sie galt als Streichelmagnet. (ist sie für die Schulkinder auch schon wieder.) Sie hätte dort bleiben können. Dann hätten wir weiterhin die Tierheime der näheren und weiteren Umgebung abgefahren. Wem hätte das jetzt genützt?
Wie oben gesagt. Danny hatte ja bereits ihren schönen Platz. Number One im Tierschutzbüro, Streichelmagnet, Liebling der Kinder. Lottogewinn für diesen Hund! Wem hätte es genützt, diesen Hund NICHT zu nehmen und im Tierheim zu belassen? Den Folgehunden, die dann auf rumäniens Strassen "eingesammel" werden um Dannys Platz wieder zu füllen.
Denoch finde ich es völlig okay, wenn Du und deine Frau, sich für einen Hund wie Danny entscheiden und ich wünsche euch alles gute mit ihr. Auch ich hatte schon einen Tierschutzhund. Er ist ausgebüchst, lief als Testosteronpaket durch die Gegend, keiner wollte ihn mehr haben, keine hat ihn vermisst. Ein kleines Hündchen auf Freiersfüssen. Ob die Kastration nötig gewesen wäre...? Zumindest haben sie ihn von der Bundesstrasse geholt. Tierschutz also in diesem Fall tatsächlich und dafür war ich auch dankbar.
Zitat:
Das Thema Tierheimhund und/oder alter Hund ist auch eine Frage der eigenen Anpassungfähigkeit und Lebenseinstellung.
Zuvor habe ich nicht nur drei Hunde aus dem Tierheim bei uns aufgenommen (8 Jahre, 16 Wochen, 7 Monate alt bei der Aufnahme), sondern auch noch einige Hunde im Tierheim von nicht berührbar bis zu einem angenehmen Umgang geführt. Letztere habe ich dann auch noch aktiv vermittelt. Ich bin also nicht mehr so leicht zu erschrecken. Andererseites waren auch verängstigte Hunde dabei. Bei denen habe ich nur eine kurze Zeit helfen müssen, dann konnten das andere sehr gut übernehmen.
Wissen wir doch alles, wir kennen all deine Fallbeispiele aus deinen Publikationen. Sicher warst du für diese Hunde wertvoll, wie sie für dich auch. Hier wären wir wieder beim Individuum. Denn ist der Hund erst mal da, bleibt ja praktisch keine andere Option, als sich alle Mühe der Welt zu geben. Das hast du, ohne wenn und aber, mit Bravour gemeistert und auch dokumentiert.
Zitat:
Letze Woche trafen wir einen Opa wie mich, der eine ältere Hündin, etwas kleiner als Danny, an der Flexi führte. Wir kannten uns, unser alter Rusty war ja von sich aus mit allen Hunden gut ausgekommen, war sogar Psychotherapeut für kleine Angsthunde gewesen. Also kamen uns Opa und Hund vertrauensvoll entgegen. Ich beobachtete Dannys Verhalten genau. Sie wollte die Hündin kontrollieren. Das hatten wir mit anderen schon einige Male erfolgreich erlebt. Die Kleinere war davon nicht angetan und bevor ich Details bemerkt hatte, gurgelte Danny schon gegen sie. Die bleckte zurück und schon war Danny über ihr. Es war heftiges Gekeife und Geblecke. Ich hatte Danny aber sofort am Geschirr und damit war die Sache formal bereinigt.
Der Halter zog nun aber gegen mich los. Vergessen war die jahrelange Freundlichkeit. Wieso der Hund sowas macht? Das muss man doch erziehen.... Kurz und gut .... Auf die Bemerkung dass ich einen acht bis zehn Jahre alten Hund nicht in wenigen Wochen perfekt erziehen kann, kam die schöne Antwort: "So einen Hund tut man sich auch nicht her!"
Und da bin ich dann geplatzt.
"Wenn jemand alt ist, zu nichts mehr nutze außer Altersheim, schiebt man ihn schwupps ab. Weg ist er."
Da war er schlagartig ruhig. Ich hatte den Bezug zum Menschen absichtlich gewählt, damit die emotionale Seite angesprochen wird. Er träumt sicher auch schon von den Freuden des Altersheims.
Ich kann ihn verstehen. Sein Hund war an der Leine, da kamst du daher und hast ihm Angst gemacht. Schade, dass du die Situation nicht anders klären konntest, als dagegen zu pampen. Damit sind die Fronten klar.
Ich habe hier auch so eine "spezielle Freundin", ein kleiner Fiat aus dem so an die 6-10 Hunde springen. Allesamt natürlich ganz arme Tierchen, gerettet und sterbens krank und überhaupt. Sie werden aus dem Auto gelassen um fröhlich Hasen, Rehe, Jogger, Radfahrer oder Leute wie mich im Rollstuhl "nur mal kurz begrüssen" zu dürfen. Die letzte Begrüssung endete in einer kollektiven Hatz ihres Rudels gegen meine beiden. Nachdem die bei mir Schutz gesucht haben, habe ich mit der für solche Fälle mitgeführten Reitgerte auf ihre Hunde eingedroschen.
Die Dame brauchte etwas länger um zu mir zu eilen, so 2-3 Minuten ca, sie hätte aber ihre Hunde eh nicht einfangen können. Sie keuchte mir dann ein "Sie zeig ich an!!!.... " entgegen. War mir egal, ihre Köter hatten Respekt vor meiner Gerte und liessen meine in Ruhe und damit konnt ich unbehelligt weiter fahren.
Eine Anzeige ist nicht gekommen. Wir begegnen uns aber hin und wieder (in der Ferne) und sobald sie mich sieht packt sie jetzt wohl sehr leckere Leckerchen aus und frohlockt in den höchsten Tönen worauf ihre Hunde zumindest partiell gebändigt sind. Ist natürlich auch eine Möglichkeit.
lg Perkeo