Hi
Ich hab mich in Unkosten gestürzt, weil ich es wissen wollte. Sind Werte verschiedener Labore (hier: bzgl. SDU) vergleichbar? Nein. Wieso nicht – s. Grafik.
Probeneingang bei beiden Laboren am gleichen Tag.
Beim
T4 geht es noch halbwegs. L1 hat andere Ref.-werte als L2. In Bezug auf die Ref.-Werte und die Mitte sind die Werte annähernd vergleichbar.
Bei
fT4 haben beide Labore die gleichen Ref.-Werte – aber unterschiedliche Messwerte. Eine Beurteilung der Ergebnisse würde bei L1 dazu führen, dass der Wert im mittleren Bereich ist, bei L2 ergibt sich, dass der Wert im unteren Drittel ist. Beide Labore verwenden das gleiche Analyseverfahren.
Bei
TSH haben beide Labore unterschiedliche Ref.-Werte, verwenden aber beide das gleiche Analyseverfahren. Bei L1 ist der Ref.-Wert überschritten, bei L2 liegt der Wert knapp drunter. Würde man nur nach T4 und TSH gehen, wäre der Hund bei L1 ein SDU-Hund, bei L2 nicht.
Was lernen wir daraus (bezogen auf hormonelle Werte)::
- Vorsicht, beim simplen Umrechnen und vergleichen mit alten Werten aus anderen Laboren.
- Vorsicht bei der Überinterpretation von Werten (Interpertation von geringen Abweichungen).
- Und nicht zuletzt: bei einer einmalige Blutabnahme kann die Diagnose ziemlich falsch sein.
Bevor jetzt jemand kommt und den hohen TSH moniert: der Hund ist auf Entzug. Ihm geht es prima, aber die SD ist noch ein bisschen träge.Aber auch in anderen Bereichen kann man sich zumindest über die Sinnhaftigkeit von Laborergebnissen Gedanken machen (der Einfachheit wegen verlinke ich einfach:
Interpretation BARF-ProfilHeißt: sagen mir die Meßergebnisse wirklich das, was ich wissen möchte?
Immerhin sollten sich bei Mineralstoffen die Abweichungen zwischen den Laboren zumindest in Grenzen halten. Allerdings ist hierbei ein anderer "Stör-"faktor relevant: wenn man seltene Substanzen untersuchen lässt, muss der Ref.-Bereich nicht unbedingt auf die Tierart passen. Das kann z. B. bei Selen der Fall sein. (Falls jemand die Selenwerte seines Hundes hat: ich habe dazu eine Umfrage gestartet:
https://goo.gl/forms/F7C9odygARIP9b2h1).
Auch hier wieder: sagen mir die Meßergebnisse wirklich das, was ich wissen möchte?
Fazit: wer Blutwerte interpretiert, sollte nicht nur Zahlen lesen, sondern auch wissen, wie diese Zahlen zustande kommen.
Das betrifft aber nicht nur Blutwerte. Beim BARFEN werden "Soll-Werte" für die Inhaltsstoffe angenommen. Viele dieser Soll-Werte entstammen Listen, die sehr alt sind. Die Futtermittel-VO hat sich aber zwischenzeitlich mehrfach geändert, so dass fraglich ist, ob diese Werte noch aktuell sind. Außerdem handelt es sich um Mittelwerte. Das heißt: es kann regionale, jahreszeitliche etc. Schwankungen geben. Und per Definition haben 50 % der Nahrungsmittel einen geringeren bzw. höheren Gehalt. Wer sich also an den Mindestbedarfswerten orientiert, hat gute Chancen in die Unterversorgung zu kommen.
Fazit: auch hier: man sollte nicht nur Zahlen lesen, sondern auch wissen, wie diese Zahlen zustande kommen.
(Hinweis für die SDU-Hunde-Besitzer: diese Themen sind hier ausführlich aufgegriffen: Dr. Jekyll und Mr. Hund)LG Bea